Пресса Швейцарии (Swiss press)

Argumente und Fakten
27.12.20

Leben in obszöne Ausdrücke

Lasst den Journalisten den Mund halten. Ich präsentiere euch nun die Rede eines sehr berühmten Dramatikers. Fast schon Prominente. Der Name wird unten veröffentlicht. Hört euch zunächst die Grundsatzerklärung an, die mir gegeben wurde, anstatt Antworten auf meine möglichen Fragen zu erhalten…

…Über Schimpfwörter in der Literatur

Fluchen ist eine sehr ernste Sache. Ihre Ernsthaftigkeit zeigt sich im kritischen Moment, in dem es verwendet wird. Natürlich wird Fluchen, genau wie Beleidigungen, vulgarisiert, aber das beruht auf einem völligen Missverständnis des Fluchens als Prinzip. Fluchen ist sehr geizig mit Ausdrücken, aber es ist ein erhabenes, weitreichendes Konzept, das – wohlgemerkt – mathematische Kriterien in sich trägt, sagen wir: drei-, fünfstöckige Schimpfwörter zu fluchen. Fluchen enthält den Begriff des Wortes Atom, Meta, Tod, Metaphysik. Es ist sehr konzertiert, und wenn ein Mensch eine gewisse Peinlichkeit, enorme Spannung erlebt, wenn er in ein so klares Raster gerät, wird Fluchen für ihn zu einem angemessenen Ausdrucksmittel. Aber die Verwendung solcher Worte ist ein sehr ernstes Maß an Verantwortung. Denn grundsätzlich liegt das Fluchen im Reich des Schweigens – dieser heiligen Handlung. Es kann unausgesprochen bleiben, denn es ist eine Wortform der Hoffnungslosigkeit. Fluchen ist ein heiliges Wort. Ein starkes Stück hat keine Angst vor heiligen Worten – es ist ihnen gewachsen. Wer einem Stück mit einem „Bedürfnis nach Wahrheit“ zuhört, akzeptiert das Bedürfnis nach angemessenen, starken Worten. In der wahren Kunst, insbesondere im Drama, wird das Werk aus den natürlichen Säften der Sprache geformt. Nicht umsonst hat man im Theater bei talentloser, grauer Kunst das Gefühl, verflucht zu sein, ohne zu fluchen. Denn Fluchen ist der letzte extreme Hinweis, wie man aus einer Situation und einem Chaos herauskommt, das immer eine konkrete Bedeutung hat. Sprache kennt keine Sackgassen – sie ist ein Universum, aus dem es immer einen Ausweg gibt. Und das ist die Essenz. Es gibt keine Sünde – es gibt Sterilität des Geistes. Und Fluchen ist der Schlüsselhinweis zum Ausweg aus einer Situation: die Geburt eines Bildes, worin die Sünde besteht. Und man muss sich Schimpfwörter anhören können. Alles andere ist erstunken und erlogen.

…Von der hohen Mission des Theaters

Wir haben eine gemeinsame, vulgäre Sichtweise auf das Fluchen. Wenn Fluchen ohne Bedeutung interpretiert wird, ohne bildliche Anwendung auf diese oder jene Tatsache, verliert es seine Bedeutung. Doch in Wirklichkeit ist nicht das Fluchen selbst beschämend, sondern die Tatsache, dass es das Versagen des Einzelnen offenbart. In einem bedeutungsvollen Theatertempel wird der Prozess der menschlichen Reinigung durch den kreativen Plan des Fluchens erreicht – seine heilige Bedeutung. Fluchen ist eine Situation, in der ein Ereignis am treffendsten durch menschliche Worte beschrieben wird. Daher ist es unparteiisch, berührt Augen und Ohren und ist die nackteste Form menschlicher Kommunikation. Deshalb muss Fluchen verantwortungsvoll und genau sein. Es muss erlernt, verstanden und mit den höchsten Manifestationen des menschlichen Geistes in Verbindung gebracht werden. Je mehr wir ihm zuhören, desto genauer und präziser ist es – desto schneller werden wir unsere Fehler los. Wer sinnlos fluchte, tadelte sich selbst. Aber wenn du mit Bedeutung gehst – „nackt, die Eier knacken“ –, hast du bereits auf einige Defizite in der Gesellschaft hingewiesen, auf das, was uns fehlt.

Fluchen ist in erster Linie eine theatralische Handlung. Scham schützt die Nackten. Und es gibt ein Konzept der Scham – kein Fluchen bleibt haften. Und Fluchen bleibt haften an jemandem, der … eine Sünde begangen hat.

…Über den Umgang mit Problemen

WEIL Probleme nicht erlebt werden. Probleme werden ausgelebt. Das ist die Essenz des Fluchens. Es strebt nach Selbstzerstörung – es ist an Selbstaufopferung gewöhnt, an das Ausleben seiner selbst. Und indem wir es mit Respekt behandeln, erkennen wir unser Recht an, die Sünde zu sehen, sie zu benennen, Buße zu tun, sie zu durchleben und auszuleben.

P.S. Nun darf ich Ihnen vorstellen: den Dramatiker Wolochov. Eine europäische Berühmtheit. In Europa genießt er fast den Ruhm eines Ionesco. In Moskau wurde er erst durch das Skandalstück «Blindekuh» (der Text bestand fast ausschließlich aus Schimpfwörtern) und das nicht minder scharfe neue Stück «Tschikatilos Exekution» (Regie: Andrei Schitinkin) berühmt. In seinen Stücken ist der Dramatiker Wolochow ein Rebell, ein konzeptioneller Autor mit einer wahrhaft shakespearehaften Intensität der Leidenschaften, der durch die Direktheit seiner Wortwahl und eine wahrhaft dostojewskische Bandbreite verdammter Fragen erzittert, denen er den Zuschauer nicht entgehen lässt. Auf der Bühne beweist jedes Stück Wolochows dem Zuschauer überzeugend, dass es, egal wie man rennt, kein Entkommen vor der Frage „Sein oder Nichtsein?“ gibt. Man muss für die Fehler seiner Vorfahren bezahlen und sich für die Geschichte verantworten, die nicht von uns gemacht wurde. Und das tut natürlich weh. Denn es kann nicht anders, als wehzutun, wenn einem die Erkenntnis der Schuld ohne Betäubung eingehämmert wird…

Der einzige Trost dabei ist, dass der Dramatiker Wolochow im Leben unglaublich zivilisiert ist – er läuft Marathons, fastet nach dem Bragg-System und achtet sorgfältig auf seine Gesundheit. Er ist modisch gekleidet, hat einen gepflegten Haarschnitt und trägt einen Rucksack auf dem Rücken… Im Leben ist Wolochow ein ewiger Eurostudent, der seine Zeit in philosophischen Pariser Cafés verbringt, mit fortschrittlichen französischen Intellektuellen verkehrt und seine Sommerferien an der Côte d’Azur verbringt. Und seine Frau ist natürlich Französin.

 

Die Ostschweiz

Obszönitäten aus der Moskauer Unterwelt im St. Galler Postturm

ST.GALLEN. Von Rohheit und Gewalt in der Moskauer Un terwelt handelt «Blindekuh» des kasachischen Theaterau tors Michail Wolochow. In ei­ner Inszenierung des Theaters «pupille» harte das kraftvollgrobe Zweipersonenstück am Samstag als Schweizer Erstaufführung Premiere.

Nach dem Aufstieg über Holz treppen in den 60 Meter hohen Turm der St. Galler Hauptpost — dort hat die «pupille» ihre Theaterbühne aufgebaut — ging’s sogleich wiederweit, weit nach unten: Das Publikum wurde für anderthalb Stunden in die Unterwelt Moskaus entführt.

«Blindekuh» spielt dort in einem Raum der stadtischen Werke neben der Leichenhalle eines KGB-Spitals. Präpariert werden aber nicht Leichen, sundern die Seelen zweier Lebender, nämlich von Arkadi (gespielt von Björn Freiberg), einem als Wächter angestell ten ukrainischen Proletarier, und von Felix (Roberte Guerra), einem jüdi schen Intellektuellen und herunterge kommenen Dichter, der als Feuerwehr mann jobt.

In einer groben Sprache voller Pro vokationen und Obszönitäten erzählen sich die beiden Antihelden Geschichten über sexuelle Brutalitäten und Mordta ten. Es zeigt sich, dass Felix mit seinem Gegenüber «Blindekuh» spielt: Einmal lässt er Arkadi glauben, er sei ein KGB-Agent. Dann blufft er, indem er sich als CIA-Mann gibt, der für die Amerikaner arbeitet.

Arkadi wechselt seine Überzeugung, so oft ihm dies dienlich scheint, wenn Felix ihm ein Geschäft verspricht. Ob KGB oder CIA, Kommunismus oder Kapitalismus, ist ihm egal, sobald ein paar Rubel winken. Seine Anpassung gehl so weit, dass er dem homosexuel len Felix zuletzt gar seinen Körper zu Diensten stellt. «Blindekuh» entblösst schonungslos die Ausgehöhltheil des heruntergekommenen Sowjetsyslems gegen Ende der Perestroika.

Vulgäre Sprache

Der Autor selirieb die Originalver sion seines Stücks («Verstcckspiel mit dem Tod») 1987 nach seiner Emigrati on in Frankreich. Als Sprachstil ver wendete er «Mal», den vulgären Slang der russischen Unterwelt, den Jargon der Sträflinge, heute aber auch Gassen sprache der Jungen. Regisseur Marco Giacopuzzi faszinierte am Stück diese kraftvolle Sprache.

In der Übersetzung von Dieter Welke tönt dieser Slang zum Beispiel so: Arkadi: «Hast du n’Arsch offen, du Pisser? Stell erst mal die Fressalien in den Kühlschrank!» — Felix: Leck mich am Arsch.» Dass solche Sprache an der Premiere auf die Dauer nicht ermüdend wirkte, lag an den konzentrierten Lei stungen der beiden Darsteller, wenn auch ihre Artikulation nicht immer bis ins Detail verständlich war.

Menschen ganz unten

«Alles, was in Russland geschehen ist, ist ein grosses Unglück, aber ich habe erreicht, dieses Unglück zu ge brauchen», sagt Autor Michail Wolochow (geboren 1955), der über Mu ren, Mörder und Gangster schreibt.

Sein Interesse gilt den Menschen «ganz unten», den am meisten Verachteten in der Gesellschaft.

Dieses «ganz unten» findent irn Büh nenbild der «pupille» (Andreas Hunziker) eine treffende Veranschaulichung: Der weissgekachelte, schmutzige Wachraum befindet sich unter dem Pu blikum, es blickt von oben von vier Sei ten in die Versenkung. Dies bietet eine ungewohnte, spannende Optik. Dane ben nötigt der Guckkasten das Publi kum aber zu lästigen Halsverrenkungen.

MICHAEL NYFFENEGGER

Obertoggenburger

Ein russisches Theaterstück im Postturm

Die St Galler Theatergrup pe «die pupille» spielt ab 16. September das Stück «Blin dekuh» des russischen Au tors Michail Wolochow. Als Spielort hat sich die Gruppe erneut einen ganz besonde ren Ort ausgesucht: Hinter den Zifferblättern der Uhr des St Galler Postturms.

Nach den letzten beiden grossen Inszenierungen der St. Galler Theater-gruppe die «pupille» in einer Olma-Halle und in der Lok-Remise im Areal des Hauptbahnhofs zeigt die Gruppe nun ein Zweipersonenstück. Autor ist der von der Fachpresse als «Entdek-kung» gefeierte 40jährige Russe Mi chail Wolochow. Nach einem Chemie-und Mathematikstudium arbeitete Wo lochow zuerst als Ingenieur, doch seine Karriere scheiterte am russischen Anti semitismus. Wolochow studierte später noch Theaterwissenschaften und wur de in den achtziger Jahren in der Mos kauer Untergrundszene als Autor be kannt. Seit 1987 lebt er — mit eine Fran zösin verheiratet — in Marly-la-Ville bei Paris. Sein neuestes zeitgenössisches Stück. «Der grosse Tröster», wurde kürzlich in Moskau uraufgeführt.

«Blindekuh» wurde auf Deutsch schon in Bochum gespielt. In der Schweiz bekam «die pupille» die Rech te für die Erstaufführung und der Autor wird zur Premiere nach St. Gallen kommen. Das Stück handelt von zwei Nachrwächtern eines KGB-Kranken-hauses, die sich mit abstrusen und teil weise grausamen «Psychospielen» die Langeweile vertreiben. Geschrieben ist das Stück im russischem Slang «Mal», der Sprache der Unterwelt und der Sytemkritiker, die heute vor allem vonl den Jungen verwendet wird. Die deutsche Übersetzung versucht, dieser Gassensprache möglichst nahezukom- men.

Gespielt werden die beiden Rollen, von Björn Freiberg und Roberte Guerra, die beide schon in der letzrjahrigen «pupille»-lnszenierung von «A Clockr work Orange» mitgespielt harten. «Blindekuh» wird an einem spektaku lären Ort gespielt: hinter den Ziffer blättern des machtigen St. Galler Post­turms. Die Post unterstützt die Theater gruppe aktiv: «Wir wollen zeigen, dass die Ostschweiz kein kultureller Holz boden ist», kommentierte Post-Vertre­ter Toni Inauen. Und «pupille» — Leiter Marco Giacopuzzi lobte die Post für ihr grosses Engagement: Mit dem Billett-verkauf am Dringlichkeitsschalter, mit der Gratis-Vorverkaufs-Telefonnum-mer ISS 62 66, mit Werbung in 100 Poststellen der Region St. Gallen und vor allem mit der kostenlosen Überlas sung der Räume werde hier vorbildli ches Kulrursponsoring geleistet.

Appenzeller Zeitung

«Blindekuh» auf 55 Metern Höhe

Das Theater «die pupille» zeigt die Erstaufführung im Turm der Hauptpost St. Gallen. In einer Schweizer Erstaufführung gelangt am Samstag, 16. September (20.15 Uhr), hinter den Zifferblättern der 55 Meter hohen Uhr des Postturms «Blindekuh» zur Aufführung. Das Theater «die pupille» zeigt dieses Stück insgesamt zefin Mal.

Ausgefallene Spielorle sind für das Theater «die pupille» nichts Ausserge-wöhnliches. Die Aufführung auf einer Höhe von 55 Metern garantiert trotz dem eine einzigartige Kulisse. «Blin dekuh», 1993 in Moskau uraufgeführt, ist das erste ins Deutsche übersetzte Stück des russischen Dramatikers Mi chail Wolochow.

Das Zweipersonenstück spielt in einem Keller neben der Leichenhalle eines Spitals des sowjetischen Geheimdien stes (KGB). Der intellektuelle Feuer wehrmann Felix (Roberte Guerra) und der ukrainische Pförtner Arkadi (Björn Freiberg) vertreiben sich die Zeit mit ei nem brutalen Spiel: Persönlichkeitsaus treibung oder Rückgratfahndung. Felix, der Arkadi zu einem Mord angestiftet hat. wirbt für KGB und CIA und spielt nicht nur mit Arkadi, sondern auch mit dem Publikum…

Treppensteigen

Diese Erstaufführung ist für «die pupil le» die letzte Produktion in St.Gallen. «Uns darf man aber nicht aus den Au gen verlieren, denn wir bleiben beste hen», so Marco Giacopuzzi, der für die Inszenierung verantwortlich ist. Die Vorbereitung für die Premiere vom Samstag. 16. September, laufen auf Hochtouren. «Ganz unproblematisch ist dieser Aufführungsort nicht, denn die Helfer müssen das Material einige Treppenstufen aufwärts tragen», erklär­te Giacopuzzi an der Pressekonferenz von gestern Dienstag. Für die Auf führungen wird eine dem Raum angepasste Arena-Bühne erstellt, die 50 Per­sonen Platz bietet.

Spürbares Sponsoring

Eigentlich wollte «die pupille» schon nach der letzten Aufführung («Clock-work orange») aufhören. Nach dieser Produktion seien sie nämlich in ein fi nanzielles Fiasko geraten. «Dank viel Glück und Glaube an die Arbeit haben wir das Riesenloch bewältigen kön nen», sagte Giacopuzzi «Ein derart spürbares Sponsoring wie seitens der Kreispostdirektion St.Gailen haben wir noch nie genossen», freute er sich. Die Hauptsponsorin stellt dem Theater die Räume sowie bei rund 100 Poststellen in der Region Werbeflächen zur Verfü gung. Zudem hat sie eine Gratistelefonnummer für den Vorverkauf eingerichtet.

Anita Weishauft

TAGBLATT

Kampf mit Fäusten und Gedanken

Michail Woiochows «Blindekuh» in der Aufführung des St.Galler Theaters «Pupille»

«Blindekuh» des jungen russischen Autors Michail Wolochow hatte am Samstag im Turm der StGailer Hauptpost Premiere. Mit dieser von Mar co Giacopuzzi inszenierten schweizerischen Erstauffüh rung kfindigt das Theater «Pu pille» seinen Abschied von StGailen an.

Moskau, Mitte der achtziger Jahre: Zwei junge Mannet schienen in einem Wachlokal Schicht. Felix ist Feuerwehr mann, erfolgloser Dichter, Jü disch und schwul, Arkadi ein ungeschlachter,     anpasserischer Junge, der einzig seine  Arme und Fäuste als «Argumentationshilfe» zur Verfügung hat. Der Konflikt zwlischen ihnen ist so gut wie vorprogrammiert. Das Zweiper sonendrama «Blindekuh» ist ein von Hassliebe geprägtes Wechselspiel  gegenseitiger Bewunderung und Verach tung zwischen zwei Aussenseitern.

Der eine bewundert im an deren, was ihm fehlt — Kraft dem Intellektuellen, Geist dem Brutalen -, und kann es doch nicht achten. Denn jeder muss den anderen erniedrigen, um sich Überlegen fühlen zu kön nen. Dabei erweist sich der In tellektuelle als nur scheinbar überlegen…

Das manipulierte Instrument soll ihm vielmehr dazu die nen,  einer Gesellschaft zu ent fliehen, in der die Niedertracht seit Jahrhunderten zur Macht erhaltung gehört.

Im Untergrund der Macht

Der jetzt in Frankreich le bende 40jährige Russe Michail Wolochow hat mit seinem Zweipersonenstück ein Bild der Verkommenheit im Zen trum des sowjetischen Macht apparates geschrieben. Nicht von oben,  sondern von ganz unten. Schon der Handlungs ort erweckt Schaudern. Der Wachraum liegt neben der Leichenhalle, eines Spitals für KGB-Funktionäre. Dort kann keine menschliche Wärme aufkommen. Es erstaunt wenig,. dass die Moskauer Urauf führung, wie gemeldet wird, vor zwei Jahren einen Skandal provozierte.

Im hohen, engen Raum im Turm der Hauptpost, auf der Höhe der Uhr, hat Andreas Hunziker ein adäquates Büh nenbild geschaffen: einen kleinen Raum, weissgekachelt und kalt, vor Dreck starrend. Das Publikum sitzt erhaben über dem Geschehen, blickt von zwei Etagen hinab in die Arena und auf den Kampf der beiden Gladiatoren.

Diesen Kampf Inszeniert Regisseur Marco Giacopuzzi schnell, laut, so unzimperlich, wie es schon von der russi schen Gossensprache her vorgegeben ist. Er vermaidet es, mit einer allzu ästhetischen Inszenierung die Gewalt der Handlung zu verharmlosen. Gleichzeitig verschont er das Publikum vor einem Schwall von Brutalität.

Spannung — fiben Ende hinaus

Roberte Guerra (Felix) und Björn Freiberg (Arkadi halten mit dem Hin-und-Her ihres Spiels die Spannung wahrend des ganzen Abends aufrecht. Das Hauptelement der Span nung liegt darin, dass nicht nur Felix mit Arkadi «Blinde kuh» spielt, sondern euch der Autor mit dem Publikum. Es kann nie recht unterscheiden zwischen Realität und Fabu liererei im Stück. Schauspieler und Regie fähren es beinahe an der Nase bis zum Höhe punkt der Spannung. Diese wird nicht gelöst sondern bleibt im Dunkel des Spielendes stehen.

BEAT WAGNER